Ökobilanz einer Wiese

Mitteleuropa gliedert sich in ungefähr 300 verschiedene Arten von Landschaften. Dies geht aus dem CORINE Land Cover Programm der Europäischen Kommission hervor. Bei ihm vermessen und klassifizieren Forscher rund um die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen regelmäßig die Erdoberfläche in Europa. 37 dieser Landschaftstypen kannst Du in Deutschland finden. Zumindest zurzeit noch. Viele von ihnen stehen nämlich auf der Roten Liste, sind also vom Aussterben bedroht.

Ein besonders vom Aussterben bedrohter Landschaftstyp ist die Streuobstwiese. Wir von Klimawiese haben es uns zur Aufgabe gemacht, sie zu schützen. Wir verwandeln deshalb möglichst viele brachliegende Flächen in Streuobstwiesen. Wieso wir das machen und welchen Einfluss eine Streuobstwiese auf die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen hat, erfährst Du auf dieser Seite.

So unterscheiden sich Streuobstwiesen von Obstplantagen

Streuobstwiesen sind aus der Zeit gefallene Landschaften. Was das heißt, merkst Du, wenn Du eine traditionelle Streuobstwiese mit einer modernen Obstplantage vergleichst. Auf beiden stehen Bäume und beide dienen dem Anbau von Obst. Apfelbäume, Birnbäume und Pflaumenbäume wirst Du so genauso wie Kirschbäume auf einer Streuobstwiese und einer Obstplantage finden. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch fast schon. Tatsächlich trennt Streuobstwiesen und Obstplantagen nämlich mehr als sie verbindet.

Streuobstwiesen und Obstplantagen unterscheiden sich schon in ihrer Anlage. Auf Obstplantagen stehen Bäume oft in Monokultur dicht an dicht. Auf Streuobstwiesen stehen sie hingegen mit einigem Abstand zueinander, scheinbar wahllos in der Landschaft verstreut. Und auch die Baumarten sind verschieden. Auf vielen Obstplantagen findest Du oft nicht nur ausschließlich eine bestimmte Obstbaumsorte. Die Bäume sind hier auch niederstämmig und in ihrer Krone recht schmal. Der Betreiber hat diese Bäume ausgesucht, weil sie schnell ausgewachsen sind und den vollen Ertrag bringen. Auf unseren Streuobstwiesen pflanzen wir hingegen gezielt ältere Obstbaumsorten. Sie sind hochstämmig und benötigen bis zu zehn Jahre, um zum ersten Mal den vollen Obstertrag zu bieten. Diese Zeit haben Betreiber moderner Obstplantagen oft nicht.

Anders als Obstplantagen haben Streuobstwiesen aber mehr als nur einen Nutzen. Ihre Bäume dienen der Obsterzeugung und filtern die Luft. Gleichzeitig lassen sich auf den Flächen zwischen den verstreut stehenden Bäumen Wildblumenwiesen oder Bienenweiden anlegen. Auf ihnen können neben Blumen für Bienen auch zahlreiche Sträucher wachsen. Experten nennen dies eine „Mehrfachnutzung“.

So gut sind Streuobstwiesen fürs Klima

Bäume und Pflanzen sind die Hoffnungsträger unserer Zeit. Streuobstwiesen sind einer der Orte, an denen sie ungestört wachsen und sich vermehren können. Wir legen unsere Streuobstwiese aus zwei Gründen an: Um der Natur zu mehr Artenvielfalt zu verhelfen und um unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Bäume sind die Lungen unserer Natur. Bei der Photosynthese filtern sie klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft und spalten es in Kohlenstoff und Sauerstoff. Im weiteren Verlauf der Photosynthese entstehen Glucose und Zellulose. Den Zellstoff benötigen Bäume zum Wachsen. Den Sauerstoff benötigen Tiere und wir Menschen zum Atmen. Laut wissenschaftlichen Forschungen zu Streuobstwiesen speichert eine Streuobstwiese bis zu 12,5 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Hektar pro Jahr (*). Unser Liebenwalder Naturgarten kann somit pro Jahr 8,875 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr speichern. Zusätzlich wird Sauerstoff zum Atmen in die Atmosphäre abgegeben und Ruß und Feinpartikel aus der Luft gefilert, die durch unsere Autos, Flugzeuge, Heizungen und Industrieanlagen in die Luft geraten. Wer Bäume pflanzt, schafft also eine korrigierende Kraft zu den Belastungen, die wir unserer Umwelt und unserem Klima jeden Tag zumuten.

Die Ökobilanz einer Streuobstwiese und ihr positiver Einfluss auf das Klima werden zudem durch die zahlreichen anderen Pflanzen und die Bienen weiter gesteigert. Sie fühlen sich auf einer Streuobstwiese heimisch und sorgen dafür, dass sich Pflanzen und Bäume weiter vermehren können.

Streuobstwiesen – ein Ort für Artenvielfalt

Streuobstwiesen sind ein wahres Wunder, was die Artenvielfalt, also den Reichtum an Tieren und Pflanzen angeht, denen sie einen Lebensraum bieten. Schätzungen zufolge, leben und wachsen zwischen 3.000 und 5.000 verschiedene Tiere und Pflanzen auf einer Streuobstwiese.

Wenn Du Dich von weitem einer unserer Streuobstwiesen näherst, wirst Du zunächst die großen, hochstämmigen und großkronigen Obstbäume entdecken. Typisch für Streuobstwiesen sind inzwischen selten gewordene Bäume wie beispielsweise Schneiders späte Knorpelkirsche, Garnns Bunte, die Ostheimer Wechsel oder Wangenheims Frühzwetsche. Alle diese Bäume sind besonders robust und beeindrucken im späteren Alter durch ihre Größe. Für den industriellen Obstanbau wachsen sie aber zu langsam. Du kannst sie deshalb meist nur auf einigen der leider selten gewordenen Streuobstwiesen finden.

Ein anderes Highlight der Pflanzenwelt einer Streuobstwiese siehst Du erst, wenn Du Dich der Streuobstwiese näherst und Deinen Blick über das Grünland streifen lässt, das die Bäume umgibt. Die Krautschicht besteht aus Gräsern, Kräutern und Stauden. Sie ist deutlich vitaler und hat – im Vergleich zu modernen Obstplantagen – auch eine wesentlich stärker ausgeprägte Artenvielfalt. Neben Wildblumen, Bienenweiden und anderen Blumen für Bienen findest Du auf der Krautschicht der Streuobstwiese viele inzwischen seltene Pflanzenarten: den Gewöhnlichen Frauenmantel und den Großen Wiesenkopf beispielsweise genauso wie den Gelben Hohlzahn, den Heilziest, die Herbstzeitlose, die Scharfgarbe, die Wilde Möhre, den Wiesen-Gelbstern oder das Wiesenschaumkraut.

Diese Pflanzen gemeinsam bieten Lebensraum und Nahrung für Tausende verschiedene Tierarten. Zu ihnen zählen Insekten wie die Ackerhummel, der Admiral, Echte Wespen sowie Wildbienen, Mauerbienen und Honigbienen, die für die Bestäubung der Obstbäume eine herausragende Rolle spielen. Neben ihnen findest Du auf einer Streuobstwiese auch Spinnen wie die Kürbisspinne, die Streckerspinne oder die Gartenkreuzspinne.

Eine Streuobstwiese bietet aber noch weiteren Tieren Lebensraum und Nahrung. Reptilien wie der Laubfrosch, die Erdkröte, der Grasfrosch oder der Moorfrosch fühlen sich so in der Krautschicht heimisch. Gleiches gilt für zahlreiche Säugetiere. Von ihnen kannst Du unter anderem den Gartenschläfer, Mauswiesel, Igel, Feldmäuse und Feldhasen auf einer Streuobstwiese oder Wildblumenwiese finden.

In den Bäumen machen es sich neben Fledermäusen auch zahlreiche Gartenvögel und Obstgartenvögel heimisch: die Amsel und Blaumeise beispielsweise genauso wie der Buchfink und Buntspecht und der Gartenrotschwanz oder der Steinkauz.

Zurück zur Natur, zurück zu Streuobstwiesen

Wir setzen uns mit unserem Engagement für die Umwelt und Natur für mehr als den Erhalt der Artenvielfalt und das Klima ein. Wir möchten auch dazu beitragen, dass mit der Streuobstwiese ein Landschaftstyp erhalten bleibt, der für uns Menschen einen angenehmen Kontrast zur Stadt und den Wäldern und zu landwirtschaftlichen Flächen bildet.

Im gesamten 19. Jahrhundert und bis weit in die Hälfte des ersten Jahrhunderts hinein prägten Streuobstwiesen unsere Landschaft. Sie hatten eine große kulturelle und ökologische Bedeutung. Mit der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft und des Obstanbaus wurden Streuobstwiesen aber mehr und mehr durch Obstplantagen und anderen Formen der industriellen Landwirtschaft ersetzt. Nach Schätzungen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) gingen allein zwischen 1965 und 2010 drei Viertel (75 Prozent) aller Streuobstwiesen in Deutschland und Mitteleuropa verloren. Dieser Entwicklung begegnen wir, indem wir gezielt Grundstücke erwerben und auf ihnen Streuobstwiesen anlegen.

Gleichzeitig schaffen wir durch unser Engagement für mehr Artenvielfalt auch für Allergiker neue Möglichkeiten, Obst zu essen. Wer im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder direkt vom Bauern beispielsweise Äpfel kauft, hat auf den ersten Blick zwar eine große Auswahl. Tatsächlich stammen alle erhältlichen Apfelsorten aber von fünf verschiedenen Apfelsorten ab. Sie enthalten Gene, die sie für viele Allergiker ungenießbar machen. Die von uns angepflanzten älteren Apfelsorten haben diese Gene nicht. Sie sind sind so für viele Allergiker genießbar.

Dank Deiner Unterstützung setzen wir uns also nicht nur für das Klima und die Natur ein. Wir leisten auch einen wichtigen Beitrag dazu, dass mit der Streuobstwiese einer der am stärksten gefährdeten Landschaftstypen erhalten bleibt. Wir bringen ein Stück Vielfalt zurück in unseren Alltag, von dem auch Allergiker profitieren.

Unser Qualitätsversprechen

Um unsere Streuobstwiesen für möglichst viele Tiere und Pflanzen in einen angenehmen Lebensraum zu verwandeln, halten wir uns strikt an die Empfehlungen des Bundesumweltministeriums und des Verbands der Gartenbauvereine in Deutschland (VGiD).

Laut der Definition des Bundesumweltministeriums und des VGiD zeichnen sich Streuobstwiesen duch ihre „großteils starkwüchigsen, hochstämmigen und großkronigen Obstbäume“ aus, die „in weiträumigen Abständen“ stehen und bei denen „stets der einzelne Baum erkennbar ist“. Zudem ist die „regelmäßige Unternutzung als Dauergrünland“, laut Bundesumweltministerium und VGiD für Streuobstwiesen charakteristisch.

Auf unseren Streuobstwiesen findest Du so neben seltenen, hochstämmigen und großkronigen Bäumen, die quer verstreut über die ganze Streuobstwiese stehen, auch ausreichend Grünland. Dieses bepflanzen wir mit Bienenweiden, Wildblumen, Blumen für Bienen und Sträuchern oder überlassen es schlicht der Natur.

Der Verzicht auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln und synthetischen Pestiziden ist für uns dabei selbstverständlich. Und das aus zwei Gründen: Chemische Düngemittel und synthetische Pestizide sind erstens für den Erhalt der Bäume nicht nötig. Die für Streuobstwiesen klassischen Baumsorten wurden nämlich zu einer Zeit entwickelt, als Pflanzenschutzmittel noch gar nicht zur Verfügung standen. Die Bäume sind so schon von Natur aus besonders robust und weniger anfällig für Krankheiten und Schaderreger. Zweitens haben synthetische Pestizide und chemische Düngemittel einen negativen Einfluss auf die Artenvielfalt. Studien haben ergeben, dass auf gespritzten Böden nur etwa fünf Prozent der Lebewesen leben, die sich auf nicht gespritzten Böden heimisch fühlen.

 

*Constance Demestihas, D. Plénet, M. Génard, C. Raynal, F. Lescourret, “Ecosystem services in orchards. a review”, veröffentlicht im Jahr 2017.

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